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Minenräumung

Minenräumung

Wir begleiten ein Team der afghanischen Minenräumorganisation OMAR (Organisation for Mine Clearance and Afghan Rehabilitation) zu ihrem Arbeitsplatz: Ein Hügel im Süden von Kabul. Am meisten beeindruckt uns die ungeheure Ruhe, mit der gearbeitet wird. Und die durch die Stille der Wüste noch betont wird. Nie etwas in Eile zu tun, ist an diesem Ort lebenswichtig. Das geht so weit, dass selbst im Fall eines Unfalls die Rettung mit derselben Sorgfalt und Ruhe durchgeführt werden muss.

Das Minenfeld ist mit roten Fahnen und ringsum mit einer doppelten Steinreihe markiert: Jenseits der rot lackierten Steine liegen Minen, die Seite mit den weiß lackierten Steinen ist sicher. In dem etwa 15 Hektar großen Minenfeld, das während der Besatzung durch die Sowjetunion eine Stellung der Russen im Süden Kabuls absicherte, verunglückten innerhalb von zehn Jahren 44 Menschen, davon sieben tödlich. Zur Räumung wird das Gelände in Streifen von einem Meter Breite aufgeteilt. In ausreichendem Abstand voneinander suchen die Männer in ihrer schweren, blauen Schutzkleidung jeweils einen Streifen ab: Visuell und mit Hilfe eines Metalldetektors. Kaum einen Schritt können die Räumer hier machen, ohne dass der Detektor piept: Das ehemalige Kampfgebiet ist übersät mit Patronen und Metallfragmenten. Und bei jedem Signal wird die Stelle mit einem roten Holzklötzchen markiert. Dann kniet sich der Minenräumer auf den Boden und trägt mit einem langen Messer die Erde im Radius von 25 cm um den verdächtigen Punkt herum ab, bis die Stelle geklärt ist: entweder ist eine Mine freigelegt oder – wie in den meisten Fällen – eine Patronenhülse oder ein Granatsplitter.

Während seiner Arbeit wird der Minenräumer von einem Kollegen aus 50 Meter Sicherheitsabstand beobachtet. Sollte ihm etwas zustoßen, ist dieser für seine schnellstmögliche Bergung verantwortlich. 4. November 2002. An diesem Tag werden die Minenräumer insgesamt fünf mal fündig: Die georteten Minen werden sorgfältig (isoliert) freigelegt, Typ und Modell bestimmt und anschließend gesprengt. Man sagt, das sei in diesem Gelände die risikoloseste Entsorgung. Um die geräumten Bereiche zu kennzeichnen, werden größere Felsbrocken mit weißer Farbe angestrichen. Während wir die Minenräumer bei ihrer Arbeit fotografieren, hören wir eine Explosion aus einem der benachbarten Täler. Ich frage, ob dort auch geräumt wird. "Nein", sagt man uns, "aber eine Mine war das wohl. Da wird wohl eine Ziege drauf getreten sein, oder ein Nomade ..." Zur Räumung aller Minenfelder in Afghanistan werden zur Zeit etwa 10 – 20 Jahre veranschlagt. Man vermutet noch etwa 13.000.000 Landminen in Afghanistan.